1901 - 1945

Am 15. Juni 1902 feierte die Musikkapelle das 40-jährige Gründungsfest. Der Saal des Hornerischen Gasthauses (zum Koch) war viel zu klein für die vielen Besucher. Ansprachen hielten Bürgermeister Utschneider sowie Pfarrer Graßl von Rottenbuch. Als Ehrengäste waren anwesend: Dekan Baderhuber aus Wildsteig, Pfarrer Bauer aus Bayersoien und Expositus Winter aus Schönberg, sowie die gesamte Lehrerschaft dieser Orte.

Dirigent Xaver Berger, damals 69 Jahre alt, hatte ein Programm zusammengestellt, das die Zuhörer begeistert aufnahmen. Märsche, Walzer und Ouvertüren sowie Soli wurden gespielt. Die Musiker wechselten sogar die Instrumente und seine Blasmusik wurde zur Streichmusik.

Zehn Jahre später am 21.11.1912 feierte die Musikkapelle im selben Gasthaus das 50-jährige Gründungsfest. Musikmeister Xaver Berger, nun 79 Jahre, eröffnete das Konzert mit der Lustspielouvertüre von Kela-Bela und dem König Ludwig Marsch von Seifert. Nach dem 1. Teil des Programms hielt das Vereinsmitglied Heinrich Demmel eine berühmte Ansprache. Ein kurzer Ausschnitt zeigt die blumenreiche Sprache der damaligen Zeit:

„Wenn einer seinen Geburtstag feiert, so wird er von allen Freunden und Bekannten beglückwünscht und unwillkürlich denkt der Gefeierte zurück an die Vergangenheit und mit einem Blick vorwärts in die Zukunft. Unser Geburtstagskind ist zwar kein lebendes Kindlein in der engen Wiege, kein Jüngling, dem die süße Hoffnung sein Herz höher schlagen lässt, ein Mann ist es, mit strotzender Kraft und regem Arbeitseifer, ein Mann, der 50 Jahre von sich sagen konnte: Ich bin fest gestanden trotz aller Misstöne und Disharmonien, ich habe mich erhalten, 50 Jahre lang und heute noch stehe ich und heute scheint es, dass ich mich noch recht lange des Daseins erfreuen darf.”

Bürgermeister von Rottenbuch war ab 1905 – 1919 der damalige Pfistermüller Martin Niklas.

Im Jahre 1913 starb der Musikmeister Xaver Berger im Alter von 80 Jahren. 51 Jahre war er Dirigent, eine Leistung, die nicht so leicht wiederholbar sein wird. Sein Sohn, Karl Berger, damals 49 Jahre alt, übernahm nun die Leitung der Musikkapelle. Karl Berger ist der Großvater von Karl Echtler.

Von 1914 – 1918 dauerte der schreckliche erste Weltkrieg. Hauptaufgabe der in der Heimat verbliebenen Musiker waren die Gefallenenehrungen der zahlreichen Gefallenen von Rottenbuch. Trauermärsche und das Lied vom guten Kameraden schallten immer wieder durch den Klosterhof.

Nach Beendigung des 1. Weltkrieges wurde der Musikmeister Karl Berger dann von den Rottenbuchern zum 1. Bürgermeister gewählt. Dieses Amt bekleidete er 18 Jahre lang bis 1937. Neben dem Bürgermeisteramt war er bis zum Jahre 1926 noch Musikmeister. Pfarrer Kraus war zu dieser Zeit für das Seelenheil der Rottenbucher Bürgerinnen und Bürger zuständig.

Ab dem Jahre 1926 begann musikalisch eine große Wende. Der Lehrer Witt übernahm die Kapelle, die dann bald 35 Musiker stark war. Eine Seltenheit auf einem Dorf, denn bisher bestand die Musikkapelle aus etwa 9 – 12 Musikanten. Lehrer Witt schrieb die Noten so, dass die guten Musiker (etwa 10 – 12 Mann) alles Schwierige zu spielen hatten und den anderen Musikern setzte er sogenannte Pfundnoten ein. Erste Spielerei war am 1. Mai 1927 zum Maibaumaufstellen in Rottenbuch. Auswärtige Konzerte waren unter anderem in Uffing und Lechbruck. Als Bezahlung gab es Bier und eine Brotzeit. Die Anreise erfolgte jeweils mit dem Fahrrad. Aber bereits im November 1928 kam es zur Auflösung der Kapelle Witt wegen schwerer Streitigkeiten. Besonders ging es dabei um die Abzahlung der gekauften Instrumente. Als letztes  Stück spielten sie noch gemeinsam den Marsch “Vereinsschwur”, dann zerbrach Lehrer Witt vor den Augen des Publikums seinen Taktstock.

Als Dirigent folgte nun Hans Fichtl von der Post in Rottenbuch. Er versuchte mit etwa 12 Musikern, die örtlichen Veranstaltungen wieder musikalisch zu gestalten. Das gelang ihm sehr gut, denn es waren gute Musiker, die ihn dabei unterstützten.

Während der NS-Zeit wurde die Kapelle zu Aufmärschen und sog. Flaggenparaden verpflichtet.

Der bisherige Bürgermeister Karl Berger musste dann auf Anordnung der Kreisleitung sein Amt zur Verfügung stellen, als Grund wurde das Alter (73 Jahre) genannt. So kam es, dass 1937 wieder ein Musikmeister zum Bürgermeister gewählt wurde. Hans Fichtl, Posthalter von Rottenbuch. Musik und Gemeinde leitete er bis zu seinem Einrücken im Jahre 1943. Leider kehrte er nicht mehr aus dem Krieg zurück.

Bereits 1931 erhielt Rottenbuch den berühmten Pfarrer Andreas Schmidhuber, einen sehr barocken und musikalischen Geistlichen, der oft auf dem Kirchenchor dirigierte, wenn gerade ein Aushilfspfarrer den Messdienst verrichten konnte. 1937 wollten die Musiker wieder das sog. Neujahranblasen beginnen. Angefangen wurde beim Bräuhaus, jetzt das Heim Maria Auxilium. Nach 5 Häusern kam der Pfarrhof an die Reihe. Nachdem die Musiker einen Marsch gespielt hatten, erschien Pfarrer Schmidhuber an der Haustüre mit den Worten: „Was wollt´s denn bei mir, i hob euch it gschrien, kennts scho wieder geh.“

Damit war das Neujahranblasen beendet und wurde erst nach dem 2. Weltkrieg wieder angefangen.

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