1981 - 2000
In der Jahreshauptversammlung am 8. Januar 1981 wurde einstimmig beschlossen, dem Musikbund von Ober- und Niederbayern beizutreten. Am Musikfest und dem dazu gehörigen Wertungsspiel hatten wir bereits ein Jahr zuvor in Peiting teilgenommen. Wir erreichten dort auf Anhieb in der Mittelstufe einen ersten Rang mit Belobigung. 1983 in Böbing reichte es dann zum ersten mal sogar zu einem ersten Rang mit Auszeichnung, die Freude darüber war natürlich riesengroß! Im gleichen Jahr legten auch die ersten Jungmusiker das Leistungsabzeichen in Bronze ab.
Am 18. März 1984 wurde unser Dirigent, Karl Echtler, zum Bürgermeister von Rottenbuch gewählt. Anscheinend muss es in Rottenbuch so sein, dass der Dirigent auch Bürgermeister ist. Im selben Jahr wurde uns die „Pro-Musika-Plakette“ für über 120-jährigen unermüdlichen Einsatz für die Belange der Musik überreicht. Das ist die höchste, deutsche Auszeichnung, die an Laienspielgruppen vergeben wird.
Im September 1984 bewirteten wir zum ersten mal
zusammen mit dem Trachtenverein den Rottenbucher Fohlenmarkt, den
größten Kaltblutfohlenmarkt Deutschlands. Zu diesem Zweck werden
Würstchenbuden und ein Bierzelt aufgestellt, damit die zahlreichen
Besucher weder Hunger noch Durst leiden müssen. Nach der Versteigerung
spielt die Kapelle dann noch im Zelt zur Unterhaltung auf. Die Bewirtung
des Fohlenmarktes ist inzwischen zu einer Institution geworden, die aus
dem Jahresablauf nicht mehr wegzudenken ist.
Auch die Musikerausflüge wurden damals schon zu
einer festen Institution. So besuchte man in den Siebzigern und Anfang
der Achtziger Jahre etliche Orte in Deutschland, wie Stimpfach,
Memmelsdorf oder Gosheim. Aber das sollte sich schon bald ändern, denn
im Sommer 1982 war zum ersten mal das Blue Lake Fine Arts Camp zu Gast
in Rottenbuch. Das Blue Lake Camp ist eine amerikanische Organisation,
die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Schönen Künste zu pflegen. Dazu
zählt neben Malerei und dem Theater natürlich die Musik in all ihrer
Vielfalt. Das Camp hat die Ammermühle in Rottenbuch als Unterkunft
ausgewählt, um mit ca. 100 jungen Musikern und Sängern aus aller Herren
Länder für die bevorstehende Europatournee zu üben. Den Abschluss der
Probenarbeit bildete dann ein gemeinsames Konzert von Blue Lake und
unserer Musikkapelle. Zunächst trug jeder seine geprobten Stücke vor,
aber schon bald lösten sich die Formationen auf und es wurde ein großes,
gemeinsames Musizieren zur Freude aller Beteiligten und Zuhörer. Dieses
gemeinsame Konzert wiederholte sich dann jedes Jahr, es entstanden
echte Freundschaften zu den Musikern aus aller Welt und vor allem zu den
Lehrern aus den USA, und schon bald wurden wir zu einem Gegenbesuch
nach Amerika eingeladen, den wir gerne annahmen.
Am 12. September 1985 war es soweit, 21 Musiker
und 14 Begleiter(innen) starteten zum größten Abenteuer unserer Kapelle
ins Blue Lake Camp nach Chicago.Das Blue Lake Camp selbst erwies sich
als eine riesige Ansammlung von weit verstreuten, einfachen Hütten zum
Schlafen und Üben und einigen großen Gebäuden für Konzerte und
Theateraufführungen. Alles zusammen wunderschön am Little Blue Lake
gelegen. Zu unserer großen Überraschung wartete im Camp ein Bieranhänger
auf uns, weil sich rumgesprochen hatte, dass Bayern gerne viel Bier
trinken. Die Zeit in Amerika verging wie im Flug, wir hatten eine Reihe
von Auftritten, durften Lachse Fischen im Grand River, Baden im Lake
Michigan, ein Erntedank-Fest mit amerikanischem Festzug und
Frankenmouth, ein Dorf mit Fachwerkhäusern und Blumenkästen vor den
Fenstern, erleben.
Schon auf der Heimreise war klar, dass dies nicht
unsere letzte Amerika-Reise gewesen sein sollte. Allein bis zur
Jahrtausendwende hatten wir dann den mittleren Westen der USA schon vier
mal besucht. Jedes mal durften wir wieder alte Freundschaften
auffrischen und viele neue schließen. Und natürlich haben wir viel
erlebt. Wir besuchten Großstädte wie Chicago und Detroit, Nobel-Orte wie
Harbour Springs oder die weiten Wälder hinauf nach Copper Harbor. Wir
machten Einsteigerkurse im Wasserski-Fahren und Golfen und bestaunten
die Niagarafälle. Wir hinterließen unsere Spuren in riesigen Sand-Dünen
und wir lernten eine neue Art geselligen Beisammenseins.
Auch die ersten Aufnahmen auf Tonträgern stammen
aus dieser Zeit. Die erste Aufnahme, damals noch auf Cassette, wurde
1991 im Fohlenhof-Saal gemacht, die zweite dann 1998 wesentlich
professioneller und auch auf einer CD im Studio 80 in Bad Wörishofen,
dem Studio, in dem auch Ernst Mosch zahlreiche Aufnahmen eingespielt
hatte.
Am 2.Weihnachtstag 1992 feierte die Musikkapelle
ihr 130-jähriges Bestehen mit einem Weihnachtskonzert im Fohlenhofsaal.
Der bis auf den letzten Platz besetzte Saal bot einen schönen Rahmen für
die feierliche Taktstock-Übergabe von Karl Echtler an seinen jungen
Nachfolger Thomas Eiler. 1. Vorstand Christof Echtler würdigte die
großen Verdienste seines Vaters und ernannte ihn zum Ehrendirigenten,
Hans Fickler überreicht ihm im Namen des Musikbezirkes Oberland die
silberne Verdienstnadel für 22-jährige Dirigenten-Tätigkeit.
Am 11. Juli 1993 übertrug der bayrische Rundfunk
live die Sendung „Grüße aus Rottenbuch“, Moderator war Franz Messner,
der während der Sendung den Hörern unseren damaligen Dirigenten, Thomas
Eiler, beschreibt wie „einen, der ausschaut, wie eine Mischung aus
Heiligem Petrus und einem Wilderer.“
Hohen Besuch bekam Rottenbuch ebenfalls 1993 von
der Norwegischen Königin Sonja, die auf einer Rundreise durch das
Alpenvorland war und sich auch die Rottenbucher Kirche nicht entgehen
lassen wollte. Zusammen mit Bürgermeister Karl Echtler und Pfarrer
Walter Kronast empfingen wir die sympathische Monarchin musikalisch.
Ein großer Festtag war für die Musikkapelle der
31. Mai 1994. An diesem Tag konnten wir nach einer Bauzeit von neun
Monaten in unseren eigenen Proberaum einziehen. Mit großzügiger
Unterstützung der Gemeinde und sehr viel Eigenleistung haben wir das
Dach des Feuerwehrhauses zu einem richtig schönen Musikraum ausgebaut.
Endlich hatten wir einen eigenen Raum, der nur von uns genutzt wird.
Zuvor mussten wir in der Campingplatz-Gaststätte am Richterbichl, im
Turnsaal der Schule oder noch davor im Gasthaus Koch unsere Proben
abhalten.
Eine besondere Freundschaft entstand 1998. Walter Weymann, ein Gastwirt aus Oberlangen im Emsland, der bis heute jährlich Urlaub in Rottenbuch macht, lud uns zum ersten Mal zu sich ein, um ein Oktoberfest in seiner Gaststätte zu gestalten. Wir starteten daraufhin gleich zu einem Musikerausflug ins norddeutsche Emsland, umrahmten neben Seinem auch ein Oktoberfest in unserer Unterkunft in Sögel und wurden in die regionalen Trinkgewohnheiten eingeführt. Die erste Erfahrung diesbezüglich durfte unser unvergessener Busfahrer, Josef Weiß machen, der sich nach der 12-stündigen, anstrengenden Fahrt ersteinmal einen Spezi bestellte. Statt des erwarteten Cola-Mix-Getränkes erhielt er allerdings ein Glas Fanta, das mit einer nicht unerheblichen Menge Doppelkorn versetzt war. Er warnte uns sogleich vor diesem Getränk, was aber von sämtlichen Musikern als Trinkaufforderung aufgefasst wurde, denn an keinem anderen Ort der Welt trinken erwachsene Rottenbucher Musikanten dermaßen viel „Spezi“. Alle vier Jahre startete seitdem ein Musikerausflug nach Oberlangen und jedes Mal umrahmten wir ein Oktoberfest und durften bei einem abwechslungsreichen Programm norddeutsche Kultur und Sehenswürdigkeiten erleben, wie die Meyer-Werft, die Transrapid Teststrecke oder eine Kreuzfahrt zu den Seehundbänken, bei der ein Musiker unter anderem das Ansprechen nach dem Vordrängeln auf der Schiffstoilette nur mit den Worten „I konn da o in Schua neibisln!“ kommentierte.